Bitte werfen Sie einen Blick in die Zukunft: Wie stellen Sie sich in zehn Jahren die ideale Wohnform für einen älteren Menschen mit Behinderung vor?
Da alle Menschen unterschiedlich sind, gibt es keine einheitliche beziehungsweise ideale Form des Wohnens. Einige werden eher allein, andere in Gemeinschaft leben wollen. Die LWL-Landschaftsversammlung legt Wert darauf, dass Menschen mit Behinderungen eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnmöglichkeiten angeboten werden, bei denen sie nach ihren Bedürfnissen unterstützt werden. Dabei steht für mich an vorderster Stelle die Selbstbestimmung, die auch Menschen mit Behinderungen nur erreichen können, wenn sie selbstständig wohnen können.
Welche Weichen stellen Sie beim LWL, um Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsames Wohnen in ihrem gewohnten Umfeld in den Dörfern und Städten Westfalen-Lippes zu ermöglichen?
Seit dem Jahr 2003 entwickelt der LWL das Ambulant Betreute Wohnen flächendeckend in Westfalen-Lippe, zunehmend auch für Menschen mit hohen Hilfebedarfen. Wir wollen nicht, dass sie in andere Regionen geschickt werden – unser Ziel ist es, dass es in jeder Stadt und in jedem Kreis ein ausreichendes Angebot gibt. Allerdings müssen wir auch sicherstellen, dass keine Wohnangebote entstehen, die nicht erforderlich sind. In Zukunft werden wir zudem noch stärker daran arbeiten, neue Modelle zu entwickeln.
Was müsste sich in der Gesellschaft weiterentwickeln, damit Menschen mit und ohne Behinderungen auch im Alter generationsübergreifend zusammenleben können?
Eine Voraussetzung wäre, dass alle Menschen die gleichen Leistungen erhalten können. Das alleine wird aber nicht ausreichen. Ein generationsübergreifendes Miteinander fällt auch Menschen ohne Behinderung im Alter schon äußerst schwer. Kommt eine lebenslange geistige Behinderung hinzu, ist das erheblich schwieriger – denn im Regelfall fehlen enge jüngere Angehörige, auch, weil Freunde, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen häufig selbst eine Behinderung haben. Der LWL muss in diesem Zusammenhang leistungsfähig sein – und unsere Gesellschaft muss offen sein für Menschen mit Behinderungen, weil sie in unsere Mitte gehören.